Installation.
Das mumok, Wien hat MATHILDA eingeladen im Rahmen der Ausstellung On Stage — Kunst als Bühne eine Arbeit Otto Mühls zu kommentieren und kontextualisieren.
Der Beitrag wird vom 15. März 2023 bis zum 14. Januar 2024 dort zu sehen sein.
MATHILDA ist eine Gruppe ehemaliger Kinder der sogenannten “Mühl-Kommune”, einer von 1970 bis 1990 von Otto Mühl geführten Sekte. MATHILDA strebt an, ergänzend zur bisherigen Rezeption, auf die Anwesenheit von Gewalt in der Kunst von Mühl aufmerksam zu machen.
Als MATHILDA wurden wir eingeladen, für die Ausstellung “Kunst als Bühne” eine Arbeit von Mühl zu kontextualisieren. Dafür konfrontieren wir die sich in der Sammlung des mumoks befindende Videoarbeit “Kardinal” (1967) mit einer Videoaufzeichnung aus dem Jahr 1984.
Die Videoaufzeichnung zeigt die gewalttätige, öffentliche Misshandlung eines etwa zehn Jahre alten Kindes durch Otto Mühl und stammt aus dem dokumentarischen Fundus der Sekte. Sie zeigt einen Vorgang, der über einen Zeitraum von mehreren Jahren dem Wesen nach alltäglich war und dem wir selbst ausgesetzt waren. Mit unserer Gegenüberstellung möchten wir Sie zu einer formalen Betrachtung einladen, welche die oft behauptete Trennlinie zwischen Mühls aktionistischen Arbeiten und den Vorgängen in der von ihm geführten Sekte in Zweifel zieht.
Der körperliche, psychische und sexuelle Missbrauch in der Sekte fand nicht nur in der Öffentlichkeit statt, sondern war explizit in ein bühnenartiges soziales Setting eingebettet. Bei den sogenannten "SD-Abenden" versammelte sich ein Publikum, um sich an einem von Mühl angeleiteten Schauspiel zu beteiligen. Aus der Perspektive der psychologischen Sektenforschung manifestierte sich in diesen Veranstaltungen die narzisstische Missbrauchsstruktur der zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie waren ein zentraler Ort für die an den Kindern verübte Gewalt; gleichzeitig wurden sie – wie auch die Sekte als Ganzes – von Mühl explizit zur Fortschreibung seiner aktionistischen Kunst erklärt. Unsere These ist, dass sie das auch waren. Nur macht das die in der Sekte verübte Gewalt selbstverständlich nicht zur Kunst, sondern wirft die Frage auf, inwiefern auch in Mühls aktionistischen Arbeiten die Gewalt Selbstzweck und die Kunst Vorwand ist.
Installation.
Das mumok, Wien hat MATHILDA eingeladen im Rahmen der Ausstellung On Stage — Kunst als Bühne eine Arbeit Otto Mühls zu kommentieren und kontextualisieren.
Der Beitrag wird vom 15. März 2023 bis zum 14. Januar 2024 dort zu sehen sein.
MATHILDA ist eine Gruppe ehemaliger Kinder der sogenannten “Mühl-Kommune”, einer von 1970 bis 1990 von Otto Mühl geführten Sekte. MATHILDA strebt an, ergänzend zur bisherigen Rezeption, auf die Anwesenheit von Gewalt in der Kunst von Mühl aufmerksam zu machen.
Als MATHILDA wurden wir eingeladen, für die Ausstellung “Kunst als Bühne” eine Arbeit von Mühl zu kontextualisieren. Dafür konfrontieren wir die sich in der Sammlung des mumoks befindende Videoarbeit “Kardinal” (1967) mit einer Videoaufzeichnung aus dem Jahr 1984.
Die Videoaufzeichnung zeigt die gewalttätige, öffentliche Misshandlung eines etwa zehn Jahre alten Kindes durch Otto Mühl und stammt aus dem dokumentarischen Fundus der Sekte. Sie zeigt einen Vorgang, der über einen Zeitraum von mehreren Jahren dem Wesen nach alltäglich war und dem wir selbst ausgesetzt waren. Mit unserer Gegenüberstellung möchten wir Sie zu einer formalen Betrachtung einladen, welche die oft behauptete Trennlinie zwischen Mühls aktionistischen Arbeiten und den Vorgängen in der von ihm geführten Sekte in Zweifel zieht.
Der körperliche, psychische und sexuelle Missbrauch in der Sekte fand nicht nur in der Öffentlichkeit statt, sondern war explizit in ein bühnenartiges soziales Setting eingebettet. Bei den sogenannten "SD-Abenden" versammelte sich ein Publikum, um sich an einem von Mühl angeleiteten Schauspiel zu beteiligen. Aus der Perspektive der psychologischen Sektenforschung manifestierte sich in diesen Veranstaltungen die narzisstische Missbrauchsstruktur der zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie waren ein zentraler Ort für die an den Kindern verübte Gewalt; gleichzeitig wurden sie – wie auch die Sekte als Ganzes – von Mühl explizit zur Fortschreibung seiner aktionistischen Kunst erklärt. Unsere These ist, dass sie das auch waren. Nur macht das die in der Sekte verübte Gewalt selbstverständlich nicht zur Kunst, sondern wirft die Frage auf, inwiefern auch in Mühls aktionistischen Arbeiten die Gewalt Selbstzweck und die Kunst Vorwand ist.